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Erfahrungen & Bewertungen zu Clemens Maria Mohr

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Sicher wissen Sie, wie ein Puzzle-Spiel funktioniert. Vielleicht haben Sie selbst schon eines oder mehrere gemacht, vielleicht auch nur anderen dabei zugesehen.

Man kauft sich im Geschäft ein schönes Motiv und achtet darauf, dass es nicht zuviel und auch nicht zuwenig Teile enthält. Zuhause angekommen, öffnet man voll froher Erwartung den Karton und gießt die einzelnen Teile auf einen Tisch. Und spätestens in diesem Moment geht es den meisten Menschen so, dass sie sich beim ersten Betrachten der vielen unterschiedlichen Teile zunächst einmal überfordert fühlen. Viele Teile liegen noch mit dem Bild nach unten auf dem Tisch, so dass man das Motiv gar nicht erkennen kann. Und die, die man erkennt, sind entweder so verwirrend und völlig unkenntlich, dass man meint, nie im Leben den richtigen Platz auf dem Puzzle dafür finden zu können. Andere sehen alle gleich aus, insbesondere, wenn es sich um Himmel, Wald oder Wiesen handelt. Alle haben scheinbar die gleiche Farbe, Größe und Form.

So geht es vielen Menschen auch im Leben. Das Puzzle-Spiel steht hier für Probleme, mit denen wir alle, der eine mehr, der andere etwas weniger, konfrontiert werden. Zunächst einmal fühlen wir uns überfordert und wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen. Wir stehen nur da und starren unbeweglich, wie das Kaninchen vor der Schlange, auf den Berg von Problemen und wissen nicht, wie wir sie lösen sollen.

Zurück zum Puzzle-Spiel. Der geübte Spieler wird zunächst alle Teile richtig herum auf den Tisch legen, dass die Bildseite nach oben liegt und er wird beginnen zu sortieren. Erst wird er alle Randstücke aussortieren, er wird Himmel zu Himmel, Wiese zu Wiese und Wald zu Wald legen und schon wird das Ganze etwas übersichtlicher.

So sollten wir auch im Leben vorgehen. Bevor wir eine Lösung versuchen, sollten wir unsere Probleme auseinander dividieren. In Ruhe ordnen, woraus besteht dieses große Problem. Denn oft genug bestehen große Probleme aus mehreren kleinen Problemen, die einzeln angegangen, sehr einfach zu lösen sind. Allein durch die Arbeit des Sortierens bekommen wir Lösungsideen und erhalten schlicht und ergreifend einen Überblick, der das Ganze einschätzbar macht.

Ich beginne bei einem Puzzle immer mit dem Rand. Gemäß der Vorlage auf dem Karton sortiere ich die einzelnen Randstücke so, wo sie ungefähr hingehören und beginne dann den Rand zusammen zu setzten. Ich bilde mir für das Bild quasi einen Rahmen.

Und das ist meines Erachtens für die Vorgehensweise im Leben auch ganz geeignet. Sich zunächst einmal den Rahmen abstecken, in dem man arbeiten will, in dem man das Problem angehen will. Was vor einigen Momenten überwältigt hat, was unlösbar schien, bekommt nun klare Strukturen, klare Grenzen. Und durch dieses Einrahmen der Probleme sehen wir auch, dass dadurch in der Regel nur Teilbereiche unseres Lebens betroffen sind. Die meisten anderen Bereiche sind intakt, sie funktionieren tadellos, was viele in Anbetracht von Problemen zu vergessen scheinen. Ein kleines Problem wirkt sich oft auf alle Lebensbereiche aus, so dass der Mensch an sich zum Problem wird. Fragt man diesen Menschen, wie es ihm geht, wird er mit einem tiefen Seufzer und wehmütig hängenden Augen und Schultern sagen: „Ach, frag´ besser nicht!“. Durch das Einrahmen von Problemen können wir das Ganze auf den wesentlichen Bereich konzentrieren. Und wenn uns dann jemand fragt, wie es uns geht, können wir sagen, des geht uns gut, doch in dem und dem Bereich haben wir gerade noch eine Aufgabe zu lösen.

Zurück zum Puzzle. Nun sucht man sich einen Bereich heraus, der Wald, der Himmel oder das Hauptmotiv, mit dem man gerne beginnen möchte und fängt nun an, an den Rand anhängend, die Teile entsprechend anzusetzen. Hierbei ist oft langes Suchen nach einzelnen Teilen von Nöten, weil bei der Vielzahl der möglichen Teile ja immer nur eines an eine ganz bestimmte Stelle passt. Bei diesem Suchen passiert nun oft Folgendes: Wir suchen ein ganz bestimmtes Teil, weil es durch ein besonderes Motiv hervorstechen muss, und finden aber auf dem Weg zu diesem Teil ganz andere Teile, die uns förmlich ins Auge springen und an anderer Stelle passen.

Und im Leben ist es doch auch oft so, dass wir auf der Suche nach der Lösung eines Problems, eines Teils des Problems, oft unvorhergesehener Maßen andere Probleme lösen, die quasi auf dem Weg liegen. Wichtig ist hierbei, dass wir überhaupt auf dem Weg sind. Wenn wir nur dasitzen und nichts tun, und darauf warten, dass sich die Probleme von alleine lösen, wenn wir versuchen sie auszusitzen, sind wir nicht auf dem Weg und wir können natürlich auch nicht andere Probleme so ganz nebenbei lösen.

Und noch ein Faktor ist wichtig. Je mehr wir uns mit einem Teilbereich dieses Puzzle-Spiels beschäftigen, desto mehr erkennen wir Einzelheiten. Desto mehr können wir jedes Puzzle-Teil zuordnen. Wir sehen plötzlich farbige Schattierungen, Nuancierungen, die uns vorher beim ersten Durchgehen gar nicht aufgefallen sind. Wir sehen plötzlich, dass jedes Puzzle-Teil in der Tat ganz einzigartig ist. Beim Anlegen eines Himmelteiles zum Beispiel sehen wir, dass dieses Teil gar nicht in eine Ecke passen kann, weil dort der Himmel sehr viel blauer, dunkler ist, als das Teil, dass wir gerade in der Hand halten.

Und so ist es auch im Leben, wenn wir uns wirklich auf das, was gerade ansteht, auf die Lösung unserer Probleme konzentrieren, werden wir Details bemerken, die uns vorher gar nicht aufgefallen sind, werden wir plötzlich Dinge wahrnehmen, die ganz in der Tiefe liegen und die uns das Lösen der Aufgabe entscheidend erleichtern. Wir müssen uns aber wirklich darauf konzentrieren, wir müssen uns die Zeit nehmen, an einer Lösung zu arbeiten. Und – auch das kennen wir vom Puzzle – wir müssen oft unendliche Geduld beim Suchen haben. Ein geübter Puzzle-Spieler weiß, dass er manchmal Stunden dasitzt, um ein Teil zu suchen. Und so ist es eben auch im Leben. Dieses Suchen ist nicht sinnlos, wir haben nicht versagt, weil wir nichts gefunden haben, sondern wir haben uns in das Problem vertieft. Und gerade dieses Suchen führt dazu, dass wir uns mehr damit beschäftigen, dass wir mehr Details wahrnehmen und damit die Lösung am Ende einfacher wird.

Manchmal sind wir auch festgefahren in einem Teilbereich des Bildes. Angenommen, wir sitzen gerade beim Wald und kommen einfach nicht weiter. Da macht es Sinn, sich mit einem anderen Bereich, der vielleicht einfacher ist, weil dort die Bildmotive deutlicher zu unterscheiden sind, zu beschäftigen.

Und das gilt auch im Leben. Wir sollten uns nicht festbeißen an einem Teilaspekt des Problems. Konzentration ist gut, Festbeißen ist schlecht. Wechseln wir einfach zu einem anderen Teilbereich. Unsere Intuition, unsere unterbewussten Kräfte arbeiten dann besonders gut, wenn wir ihnen Zeit dazu lassen, wenn wir uns mit etwas anderem beschäftigen. Und wenn es keine anderen Teilbereiche gibt, dann tun wir halt einfach irgendetwas anderes. Entspannen wir uns, beschäftigen wir uns mit angenehmen Dingen. Wenn wir dann zu dieser Aufgabe – im Puzzle oder im Leben – zurückkommen, merken wir, dass eine Lösung sehr viel schneller vonstatten geht.

Und was am Anfang sehr langsam ging, dieses Sortieren, dieses Vorbereiten, hat sich am Ende als hervorragende Grundlage für eine möglichst schnelle Lösung herausgestellt.

Und so ist es auch im Leben. Wenn wir gründlich vorbereiten, Projekte, Dinge oder auch die Lösung von Problemen, dann ist das schon der halbe Weg. Es ist meist sinnlos, sofort aufzuspringen und irgendetwas zu tun. Viel besser ist es, sich vorher in Ruhe hinzusetzen und sich darüber Gedanken zu machen, wie kann ich dieses Problem am besten anpacken, wie kann ich dieses Ziel am einfachsten und schnellsten erreichen.

Und eh wir uns versehen, werden die fehlenden Puzzle-Teile immer weniger und die letzten Teile fallen praktisch wie von selbst in das Bild hinein. Und so ergibt am Ende das fertige Bild die Lösung.

Und im Leben! Wenn wir uns auf eine Aufgabe konzentrieren, wenn wir uns geduldig mit einer Lösung beschäftigen, wenn wir uns richtig vorbereiten, dann fällt die Lösung oft ganz leicht. Manchmal gelingt sie sogar wie von selbst. Aber nicht wirklich von selbst, sondern durch uns, durch unsere konzentrierte Aufmerksamkeit.

Das Leben ist eben wie ein Puzzle.

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